Interview mit Prof. Dr. Thomas N. Seyfried, Biologe und Krebsstoffwechselforscher

Das folgende Interview stellt einen Auszug aus meinem bald erscheinenden Buch „KREBS – verstehen, vermeiden und ganzheitlich behandeln“ dar, welches ingesamt zwölf derartige Interviews mit renommierten Therapeuten, Ärzten und Wissenschaftlern enthält.

Thomas N. Seyfried ist Professor für Biologie am Boston College im US Bundesstaat Massachusetts; er promovierte 1976 in Genetik und Biochemie an der Illinois Universität in der Stadt Urbana.

Sein Studium absolvierte er an der New England Universität, wo er vor kurzem den angesehenen Alumni Achievement Award verliehen bekam. Er besitzt auch einen Masterabschluss in Genetik von der Illinois Universität in der Stadt Normal im Zentrum von Illionois. Thomas Seyfried diente während dem Vietnamkrieg in der ersten Kavallerie-Division der US Army, wo er mehrfach mit Medaillen und Empfehlungsschreiben ausgezeichnet wurde. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Neurologie an der medizinischen Fakultät der Yale Universität, wo er sich auch zum Assistenzprofessor habilitierte. Andere Auszeichnungen und Ehrungen wurden ihm von verschiedensten Organisationen verliehen, darunter die American Oil Chemists Society, das National Institute of Health, die amerikanische Gesellschaft für Neurochemie und der speziellen Interessengruppe für ketogene Diäten der amerikanischen Epilepsiegesellschaft. Dr. Seyfried war früher Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der nationalen Tay-Sachs and Allied Diseases Association. Für sein Lebenswerk wurde er von der  Akademie für komplementäre und integrative Medizin und der internationalen Dose Response Society ausgezeichnet, und für seine Krebsforschungen erhielt er den Wissenschaftspreis des American College of Nutrition. Derzeit gehört er mehreren Redaktionsleitungen an, unter anderem für die Fachzeitschriften Nutrition & Metabolism, Neurochemical Research, dem Journal of Lipid Research, und ASN Neuro, wo er der Chefredakteur ist. Dr. Seyfried hat mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und ist Autor des Buches Cancer as a Metabolic Disease: On the Origin, Management, and Prevention of Cancer (Wiley Press). Sein Buch wurde vor Kurzem ins Chinesische übersetzt und eine türkische Übersetzung ist in Arbeit. Er hat seine Forschung in vielen Podcasts und Radiointerviews beschrieben, und seine Arbeit bildet die Grundlage für den Dokumentarfilm The Cancer Revolution. Eine komplette Auflistung der wissenschaftlichen Publikationen von Dr. Seyfried kann in der medizinischen Literaturdatenbank PubMed aufgerufen werden (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov).

Lieber Tom, vor 100 Jahren veröffentlichte Otto Warburg seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse zum Tumorstoffwechsel, nach denen generell alle aggressiven Tumore durch eine hohe Aufnahme von Glukose bei gleichzeitig vermehrter Freisetzung von Laktat gekennzeichnet sind. Wann und warum hast Du ein Interesse an Warburg’s Arbeiten entwickelt?

Das war, als ich begann, Forschungen zur therapeutischen Wirkung von Kalorienrestriktion und kalorienbeschränkter ketogener Diäten bei Mäusen mit Hirntumoren durchzuführen. Wir fanden heraus, dass die therapeutischen Effekte dieser Behandlungen direkt mit einer Senkung des Blutzuckerspiegels und einer Erhöhung der Ketonkörper zusammenhingen. Warburg lieferte die Hinweise, dass alle Krebszellen die aerobe Fermentation von Glukose erhöhen, da ihre Fähigkeit der oxidativen Phosphorylierung (=Zellatmung) vermindert ist. Wir fanden auch heraus, dass alle häufigen Krebsarten durch Abnormitäten in der Anzahl, Struktur und Funktion ihrer Mitochondrien gekennzeichnet sind. Somit haben wir Warburg‘s Schlussfolgerungen bestätigt. Warburg hatte absolut Recht, als er Krebs als eine Störung der mitochondrialen Funktion definierte. Wir berichtigen aktuell ein paar Fehldeutungen, die im Zusammenhang mit Warburg’s Ergebnissen verbreitet wurden und sammeln neue Informationen, die Warburg damals nicht zur Verfügung standen, die aber die Neuformulierung der Theorie von Krebs als mitochondriale Stoffwechselerkrankung ermöglichen.  

Kannst Du ein paar dieser Fehldeutungen von Warburg’s Ergebnissen benennen und kurz erklären?

Hier sind die Fehlinterpretationen, die Warburg in Bezug auf die ATP-Erzeugung in Krebszellen gemacht hat, und die Richtigstellungen dazu.

1. Warburg verwendete die Milchsäureproduktion als Maß für die ATP-Menge, die in Krebszellen durch Glykolyse erzeugt wird. Er nahm an, dass 1 mol Laktat äquivalent zu der Produktion von 1 mol ATP wäre. Er wusste nicht, dass viele Krebszellen große Mengen der Pyruvatkinase M2 (PKM2)-Isoform exprimieren, welche nicht wie die PKM1-Isoform im letzten Schritt der Glykolyse durch die Umwandlung von Phosphoenolpyruvat in Pyruvat ATP erzeugt (sie verursacht einen Rückstau in der Glykolyse, so dass deren Zwischenprodukte zur Nukleinsäure-, Phospholipid- und Aminosäure-Synthese abgezweigt werden). Krebszellen produzieren deshalb eine erhebliche Mange Laktat, unabhängig von der ATP-Synthese. Es ist insbesondere schwierig, das in der Glykolyse produzierte ATP in Krebszellen zu messen, die eine Mischung aus den PKM2 & PKM1 Isoformen haben. Also lag Warburg falsch, als er die Laktatproduktion als Maß für die ATP Synthese in der Glykolyse benutzte.

2. Warburg nahm auch an, dass der Sauerstoffverbrauch von Tumorzellen komplett mit der ATP Synthese durch oxidative Phosphorylierung korrelieren würde. Er rechnete aus, dass pro 1 mol verbrauchtem Sauerstoff 7 mol ATP durch oxidative Phosphorylierung erzeugt würden. Obwohl in normalen Zellen und Geweben der Sauerstoffverbrauch gut mit der ATP Erzeugung korreliert, zeigen neuere Daten aus mehreren Studien, dass in Krebszellen der Sauerstoffverbrauch nur teilweise mit einer ATP Erzeugung durch  oxidative Phosphorylierung korreliert. Der größte Teil des verbrauchten Sauerstoffs in Krebszellen entfällt auf die Produktion von ROS und andere sauerstoffverbrauchenden Reaktionen, die unabhängig von der oxidativen Phosphorylierung sind. Darum lag Warburg falsch, als er den Sauerstoffverbrauch von Krebszellen als Maß für das durch oxidative Phosphorylierung erzeugte ATP benutzte.

3. Schließlich wusste Warburg nichts von der Möglichkeit, ATP aus Glutamin zu erzeugen, was innerhalb der Glutaminolyse auf Stufe des Succinyl-Coenzym A durch mitochondriale Substratebenenphosphorylierung passiert (Anmerkung: Succinyl-Coenzym A entsteht im katabolen Stoffwechselweg der Glutaminolyse aus α-Ketoglutarat, siehe Abbildung 14). Die Erzeugung von ATP durch Glutaminolyse kann eine unzureichende ATP-Produktion sowohl durch Zellatmung als auch durch Glykolyse kompensieren. Sowohl Warburg als auch sein Hauptkritiker Sidney Weinhouse wussten nicht über Glutaminfermentation als wichtige Quelle von ATP in Krebszellen Bescheid. Daraus folgt, dass die Argumente zwischen Warburg und Weinhouse, die sich auf Berechnungen der ATP Synthese durch den Meyerhof-Quotient bezogen, belanglos sind.

Warburg lag vollkommen richtig, indem er Krebs als Störung des mitochondrialen Energiestoffwechsels definierte, die eine kompensatorische Fermentation zur ATP-Gewinnung notwendig macht. Er fehldeutete nur die Laktatproduktion und den Sauerstoffverbrauch als zuverlässige Maße für die ATP-Produktion durch Glykolyse bzw. oxidative Phosphorylierung. Da zur damaligen Zeit kaum Daten zur Möglichkeit der ATP-Synthese durch mitochondriale Substratebenenphosphorylierung vorlagen, wusste Warburg nichts von dieser zweiten Möglichkeit der Fermentation, die ohne Sauerstoff, oxidative Phosphorylierung und Glykolyse ATP erzeugen kann. Warburg lag dahingehend richtig, dass er behauptete, aerobe Fermentation (=Fermentation trotz normaler Sauerstoffversorgung) würde eine unzureichende oxidative Phosphorylierung kompensieren.

In modernen Gesellschaften ist Krebs zu einer Art Pandemie ausgeartet. Welches sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Krebsentstehung? Ist Fleisch ein Risikofaktor?

Ernährung und Lebensstil sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Krebsentstehung. Der Verzehr hochverarbeiteter kohlenhydratreicher Lebensmittel bei gleichzeitigem Fehlen eines angemessenen täglichen körperlichen Trainings sind die hauptsächlichen Risikofaktoren für die meisten chronischen Krankheiten inklusive Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ 2-Diabetes, Übergewicht, Demenz und anderen. Übergewicht hat das Rauchen als wichtigen Risikofaktor für Krebs nun abgelöst.

Der Verzehr von natürlichem Fleisch ist kein Risikofaktor für Krebs. Unsere steinzeitlichen Vorfahren ernährten sich hauptsächlich von Fleisch, wie Du ja auch in diesem Buch beschrieben hast. Krebs ist unter indigenen Stämmen extrem selten, solange sie ihrem ursprünglichen Lebensstil folgen. Ohne Fleischkonsum in unserer evolutionären Vergangenheit würden wir heute nicht als menschliche Spezies existieren. Fleisch enthält kaum Kohlenhydrate. Von unserer Biologie her sind wir hervorragend an Fleischkonsum angepasst.

Kannst Du kurz beschreiben, was die wesentlichen Veränderungen sind, die während dem Übergang einer normalen Zelle in eine Krebszelle passieren?

Jede chronische Verletzung unserer Gewebe, die eine Schädigung der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien zur Folge hat, kann eine normale in eine Krebszelle verwandeln. Zu diesen Verletzungen zählen chronische Entzündungen, zeitweilige Hypoxie, Aussetzung gegenüber Karzinogenen oder Strahlung, Infektion mit onkogenen Viren, seltene vererbte Mutationen und der Alterungsprozess. Die Funktion der Mitochondrien kontrolliert die Zelldifferenzierung und den Zellzyklus. Die schrittweise Ersetzung der ATP-Erzeugung mittels oxidativer Phosphorylierung durch ATP-Erzeugung mittels Fermentation führt zu einer Entdifferenzierung und zur Fehlregulation des Zellwachstums. Eine Fehlregulation des Zellwachstums entspricht der offiziellen Definition von Krebs.

Gibt es Deiner Erfahrung nach einen relativen Unterschied zwischen Glukose und Glutamin hinsichtlich der Wichigkeit für Tumorzellen und falls ja, von welchen Faktoren hängt dieser ab?

Beide Substrate sind notwendig und hinreichend für die Lebensfähigkeit und das Wachstum der meisten, wenn nicht sogar aller Tumorzellen. Kohlenstoff aus Glukose befeuert die Glykolyse und den Pentosephosphatweg zur Erzeugung von Biomasse, während Glutamin die Glutaminolyse antreibt und Stickstoff für die Sythese von DNA, RNA und Proteinen liefert. Beide Substrate unterstützen auch die Erzeugung von ATP durch Substratebenenphosphorylierung (=Fermentation) im Zytoplasma bzw. den Mitochondrien. Wir haben bis heute weder eine Tumorzelle finden können, die im Stande war, längerfristig ohne Glukose oder Glutamin zu überleben, noch konnten wir eine Zuckerverbindung, Fettsäure oder Aminosäure finden, die einer Tumorzelle das Überleben ohne Glukose und Glutamin ermöglicht hat.  

Kannst Du kurz das von Dir empfohlene Behandlungsprotokoll für Krebspatienten vorstellen?

Wir verwenden die therapeutische Press-Pulse-Strategie, um die Verfügbarkeit von Glukose und Glutamin für Tumorzellen einzuschränken. Tumorzellen können in Abwesenheit von Glukose und Glutamin weder Fettsäuren noch Ketonkörper für ihr Überleben nutzen. Daraus folgt im Rahmen der mitochondrialen Stoffwechseltheorie, dass die einfachste Strategie um Krebs in den Griff zu bekommen in einer Einschränkung der Verfügbarkeit von Glukose und Glutamin mit gleichzeitigem Wechsel in einen ketogenen Zustand besteht.

Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Gründe dafür, dass es Therapien, die beim Stoffwechsel ansetzen, noch nicht in die klinische Anwendung geschafft haben und von vielen Onkologen sogar abgelehnt werden?

Die meisten Onkologen unterstützen solche Stoffwechseltherapien nicht, weil sie große Wissenslücken über die Biologie von Krebs besitzen und unbedingt den Status Quo aufrechterhalten wollen.

Ich habe auch gehört, wie Du darüber gesprochen hast, dass der menschliche Körper ein enormes Potential zur Selbstheilung besitzt und dass Gebete diesen Prozess noch verbessern können. Kannst Du das genauer erklären? 

Der menschliche Körper kann sich selbst heilen, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt. Die Einschränkung der Nahrung hat bei den meisten Säugetieren heilsame Effekte. Menschen scheinen die einzigen Säugetiere zu sein, die einfach weiter essen, wenn sie krank oder verletzt sind. Es ist lange bekannt, dass Fasten, während dem nur Wasser getrunken wird, sehr heilsame Effekte hat. Beten liefert die Kraft, ein solches Fasten diszipliniert durchzuhalten.

Ich erinnere mich voll Freude zurück an unsere gemeinsame Kneipentour 2017 in Tampa, Florida, wo wir Bier, Wein oder andere Getränke hatten (die genauen Details weiß ich nicht mehr…). Scheinbar teilen wir beide die Ansicht, dass für jemand, der gesund ist, keine Notwendigkeit besteht, übermäßig streng bei der Ernährung oder anderen Lebensstilfaktoren aufzupassen, und dass sozialer Austausch sehr wichtig ist. Was sind Deine 5-10 besten Ratschläge für ein langes gesundes Leben?

Das hier sind nur Anregungen:

1. Arbeite solange Du kannst und solange Dir die Arbeit Spaß macht.

2. Pflege Deine sozialen Kontake.

3. Achte auf Dein Körpergewicht, so dass der BMI innerhalb des Normalbereichs bleibt.

4. Trainiere täglich, um eine gute Herz-Kreislauffunktion zu erhalten.

5. Am wichtigsten: Versuche den Konsum von hochverarbeiteten kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln zu vermeiden!

Keto-Hotspot Unterfranken

Im November 2022 erschien in Frontiers in Nutrition eine chinesische Studie, die die bibliometrischen Daten zu allen Publikationen mit dem Thema „Ketogene Diät und Krebs“ analysierte [1]. Eingeschlossen wurden insgesamt 500 Publikationen, die zwischen 1. Januar 2012 und 31. Dezember 2021 veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse haben mich positiv überrascht, denn offenbar ist Schweinfurt ein weltweiter Hotspot was die Forschung zu diesem Thema betrifft.

Zunächst einmal sieht man aus untenstehender Abbildung (übernommen aus [1]) , wie sich die jährliche Zahl der Publikationen zu „Keto und Krebs“ seit 2012 entwickelt hat (A), und dass die Häufigkeit mit der solche Artikel von anderen zitiert werden, über die Jahre zunahm (B). Insgesamt bezeugen die Trends ein steigendes Interesse an dem Thema in der Wissenschaft.

Dann die freudige Überraschung: Die Analyse zeigt, dass meine Arbeiten zu dem Thema zu den zweithäufigsten und zweitmeist zitierten weltweit gehören. Nur Tom Seyfried hat mehr zu „Keto und Krebs“ publiziert. Auch PD Dr. Reinhart Sweeney, Leiter der Klinik für Strahlentherapie Schweinfurt, hat es in die Top 10 der Autoren auf Platz 5 geschafft.

Entsprechend rangiert das Leopoldina Krankenhaus weltweit auf Platz 8 was die Zahl der Publikationen zu „Keto und Krebs“ betrifft. An erster Stelle steht die Harvard Universität, gefolgt vom Boston College und dem Pennsylvania Commonwealth System of Higher Education, einem Verbund von vier Universitäten des US-Staates Pennsylvania.

Wahrscheinlich hätte es auch die Uniklinik Würzburg mit Prof. Dr. Ulrike Kämmerer in die Top 10 geschafft, wenn Li et al. [1] noch das Jahr 2011 berücksichtigt hätten. Damals erschienen nämlich zwei wichtige und vielzitierte Arbeiten: zum einen der weltweit erste Übersichtsartikel zu dem Thema „Keto und Krebs“, den Uli Kämmerer und ich bei Nutrition and Metabolism veröffentlicht hatten [2] und der – Stand 22.03.2023 – laut Google Scholar 293mal, laut Scopus 143mal zitiert wurde; zum anderen der relativ zeitgleich im selben Journal erschienene Artikel, der die Ergebnisse einer Pilotstudie von Uli Kämmerer und ihrem Team zusammenfasste, in der die Lebensqualität von fortgeschrittenen Krebspatienten unter einer ketogenen Diät untersucht wurde [3]; diese Studie wurde bis jetzt 371mal (laut Google Scholar) bzw. 181mal (laut Scopus) zitiert!

Etwas stolz können wir also die Region Würzburg-Schweinfurt als weltweites Forschungszentrum zu ketogener Diät und Krebs bezeichnen, was auch zu dem guten Abschneiden Deutschlands im Ländervergleich beigetragen hat (Deutschland auf Platz 2 hinter den USA und gefolgt von Italien) [1]. In Zukunft sieht es allerdings so aus, dass die Chinesen, die zum Zeitpunkt der Analyse auf Platz 4 rangierten,  bald Deutschland überholen könnten, denn ihr wissenschaftlicher Output auch zu diesem Thema steigt enorm.

[1]         Li R, Huang Q, Ye C, Wu C, Luo N, Lu Y, et al. Bibliometric and visual analysis in the field of ketogenic diet on cancer from 2012 to 2021. Front Nutr 2022;9:1060436.

[2]         Klement RJ, Kämmerer U. Is there a role for carbohydrate restriction in the treatment and prevention of cancer? Nutr Metab (Lond) 2011;8:75. doi:10.1186/1743-7075-8-75.

[3]         Schmidt M, Pfetzer N, Schwab M, Strauss I, Kämmerer U. Effects of a ketogenic diet on the quality of life in 16 patients with advanced cancer: A pilot trial. Nutr Metab (Lond) 2011;8:54.

Die Woche für Carnivoren!

An diesem Montag, dem 24. Oktober 2022, wurde mein neuer Artikel zur Notwendigkeit einer hohen Kohlenhydratzufuhr bei Neanderthalern in der Fachzeitschrift American Journal of Biological Anthropology veröffentlicht. Die Motivation, diesen Artikel zu schreiben,  erhielt ich durch einen anderen, ungefähr vor einem Jahr publizierten Artikel von Hardy et al., in dem die Autoren behaupten, dass Neanderthaler mindestens 50% ihrer Energie aus pflanzlichen Kohlenhydraten gewinnen mussten. Dabei berufen sie sich vor allem auf gängige Ernährungsempfehlungen und einen mutmaßlich hohen Kohlenhydratbedarf von schwangeren/stillenden Frauen sowie von Athleten, was meiner Ansicht nach sehr fragwürdige Argumente für ihre Behauptung darstellen. Stattdessen arbeite ich heraus, dass Neanderthaler sehr wohl Hypercarnivoren (>70% Energie aus tierischen Lebensmitteln) gewesen sein können, falls ihr Stoffwechsel auf eine niedrige Kohlenhydratzufuhr  und Ketose adaptiert war. In meinem Artikel präsentiere ich zudem Daten eines männlichen Rugby-Spielers, der sich vier Monate lang ausschließlich von tierischen Produkten ernährte und dabei keine Leistungseinbußen erlitt. Der Artikel kann über folgenden Link kostenlos gelesen werden: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ajpa.24643

Nur einen Tag später erschien in den Proceedings of the National Academy of Sciences of the U.S.A. ein anderer Artikel, der meine Einschätzung weiter untermauert. Darin beschreiben die Autoren die Ergebnisse einer Isotopenanalyse des Zahnschmelzes eines Neanderthalers, welches in Spanien ausgegraben wurde. Insbesondere untersuchten die Autoren zum ersten Mal das Zink Isotopenverhältnis (66Zn/64Zn = δ66Zn) in Material eines Neanderthalers und fanden, dass es konsistent war mit einem Hypercarnivoren an der Spitze der Nahrungskette. Auch dieser Artikel kann kostenlos gelesen werden: https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2109315119

Wieder einen Tag später gab Dr. Shawn Baker bekannt, dass nun eine Studie startet, die untersuchen soll, wie eine carnivore Ernährung Menschen dabei hilft, ihre Medikamente abzusetzen und chronische Erkrankungen zu heilen. Die Studie möchte den Gesundheitszustand vor und nach der Implementierung einer carnivoren Ernährung anhand von Medikamenten und medizinischen Befunden erfassen. Ich weiß nicht, ob man auch außerhalb der USA an der Studie teilnahmen kann, aber unter diesem Link erfährt man mehr: https://revero.questionpro.com/a/TakeSurvey?tt=i3%2BmA1FC7AwECHrPeIW9eQ%3D%3D

Schließlich, wieder einen Tag später, wurde eine neue Fallstudie in der medizinischen Datenbank PubMed gelistet, die sich mit einer jungen Frau befasst, die sich insgesamt 47 Monate ausschließlich von Fleisch ernährte und damit ihren vulvovaginalen Pilzbefall heilte. Die Symptome verschwanden dabei bereits schon nach 43 Tagen. Auch diese Studie ist frei zugänglich und hier gelesen werden:  https://www.cureus.com/articles/119195-consuming-an-all-meat-ketogenic-diet-for-the-long-term-management-of-candida-vulvovaginitis-and-vaginal-hidradenitis-suppurativa-a-47-month-follow-up-case-report

Diese neuen Publikationen und der Start der neuen Studie von Dr. Shawn Baker sind ein Schritt in die richtige Richtung, um mehr Erkenntnisse über die evolutionären Wurzeln menschlichen Fleischessens und dessen gesundlichen Nutzens zu erlangen.

Sieben Tipps für ein gesundes Leben

Gerade hatte ich ein schönes Podcast Interview mit Dr. Shawn Baker, seines Zeichens Arzt, Athlet und Autor des Buches The Carnivore Diet. Gegen Ende fragte er mich nach Tipps, um möglichst die Entstehung von Krebs zu verhindern. Ich nannte vier wesentliche Punkte, die aus meiner Sicht wichtig sind: Chronischen Stress reduzieren, artgerechte Ernährung, körperliche Ertüchtigung und ein gutes Sozialleben. Im Nachgang fielen mir sofort noch drei weitere wichtige Punkte ein, so dass ich hier meine sieben Tipps für die Vermeidung von Krebs und ein gesundes Leben allgemein widergeben möchte:

  1. Dankbarkeit: Sei dankbar auch für die kleinen Dinge des Lebens, denn nichts ist selbstverständlich. Wenn Dir etwas unangenehmes zustößt, hilft der Zaubersatz, den Viktor Philippi geprägt hat: „Gott sei Dank ist es so und nicht schlimmer.“ Denn es könnte stets schlimmer sein.
  2. Reduktion von chronischem Stress: Die gleiche Situation kann bei zwei unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlichem Stressempfinden führen. Deshalb soll man lernen, seine Denkmuster so zu ändern, dass chronischer Stress gar nicht erst entstehen kann. Auch hier hilft immer wieder der Satz „Gott sei Dank so und nicht schlimmer“. Meditation ist auch ein gutes Mittel.
  3. Artgerechte Ernährung. Ein weitgehender Verzicht auf industriellen Zucker und Getreide sind die wichtigesten Maßnahmen. Aber niemals sollte man sich selbst kasteien, sondern sich ab und zu etwas gönnen ist völlig in Ordnung – sei es das Stück Kuchen am Sonntag oder der berühmt-berüchtigte Cheat-Day.
  4. Körperliche Bewegung: Am wichtigsten ist nicht primär welche Art von Bewegung, sondern dass man sich bewegt! Optimal wäre eine lebenslange Mischung von Kraft- und Ausdauertraining.
  5. Verbindung mit der Natur: So oft es geht sollte man sich in die Natur begeben; auch eine bewusste Verbindung, sei es durch körperliche „Erdung“ wie beim Barfußgehen oder eine spirituelle Verbindung sind wichtig.
  6. Verbindung mit lieben Menschen: Man sollte lernen, viel Zeit mit den Menschen zu verbringen, die einem gut tun, während man den Kontakt mit den Menschen, die einem nicht gut tun, auf das Nötigste reduziert, ohne sich aber von diesen abzuspalten. Im Prinzip gehören alle Menschen auf der Erde zu einer großen Menscheitsfamilie. Versuche, den Menschen zu vergeben, die dich irgendwie verletzt oder gekränkt haben, auch wenn es schwer fällt und lange braucht.
  7. Verbindung zu Gott, was auch immer man darunter versteht (ohne hier explizit einen religiösen Gott zu meinen). Dazu zählt ein gewisses Vertrauen in das Leben, die Liebe zu allen Mitgeschöpfen und alle oben genannten Punkte, im vollen Bewusstsein was uns als Menschen gut tut.

Offener Brief von Wissenschaftlern gegen Impfpflicht

Eine Impfpflicht mit Covid-19 Vakzinen ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand rechtlich und ethisch nicht begründbar.

Die von Befürwortern einer allgemeinen Impfpflicht vertretene Auffassung, dass die kollektive Impfung in der gegenwärtigen Situation alternativlos sei, ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand unhaltbar. Es gibt keine den üblichen Standards folgenden wissenschaftlichen Daten, die belegen, dass die Impfung für jede Bürgerin, jeden Bürger unabhängig von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen oder anderen Faktoren mehr Nutzen als Schaden stiftet.

Weder liegen hierzu die üblicherweise in Zulassungsverfahren geforderten Daten aus randomisierten kontrollierten Studien noch aus epidemiologischen Kohorten mit hinreichender Qualität vor. Für große Gruppen der Bevölkerung gibt es überhaupt keine Evidenz für einen Nutzen, z.B. für gesunde Kinder und junge Erwachsene oder für Schwangere im ersten Drittel der Schwangerschaft. Dagegen ist ein Schaden nicht auszuschließen, sondern ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sogar anzunehmen. Solche Gruppen zur Impfung zu nötigen, heißt von ihnen zu fordern, dass sie eine Körperverletzung hinnehmen. Die Frage, ob eine Impfung für eine konkrete Person sinnvoll ist oder nicht, verbleibt eine individuelle Entscheidung, die ggfs. nach Rücksprache mit einer Ärztin/Arzt des Vertrauens von jeder Bürgerin und jedem Bürger, bzw. von Eltern in eigener Verantwortung beantwortet werden muss. Die immer wieder postulierte »Notlage« ist hypothetisch und muss nach fast zwei Jahren in einem der bestentwickelten Gesundheitssysteme der Welt als unrealistisch betrachtet werden. Die scheinbare Begründung einer solchen Notlage durch mathematische Modelle führt in die Irre. Sofern trotz der in Deutschland verfügbaren Kapazitäten Versorgungsprobleme auftreten, ist vielmehr nach der politischen und organisatorischen Verantwortung zu fragen.

Dem Staat fehlt nach dem Vorgesagten jegliche wissenschaftliche, rechtliche und ethische Legitimation, sich über den Willen von Bürgerinnen und Bürgern hinwegzusetzen.

Neben der allgemeinen Impfpflicht wird die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Krankenhauspersonal, Beschäftigte in der Pflege etc. unter dem Gesichtspunkt eines erhöhten Schutzbedarfs vulnerabler Gruppen diskutiert. Die bisherigen Erfahrungen in der Bundesrepublik zeigen, dass nach einer gewissen Einschwingzeit am Anfang der Pandemie die professionelle Hygiene dieser Berufsgruppen ausreichend ist, Ausbrüche weitestgehend zu verhindern. Eine generelle Impfpflicht in diesen Berufsgruppen muss somit als unverhältnismäßig angesehen werden, auch und gerade vor dem Hintergrund einer Infizierbarkeit durch Geimpfte. Ein konsequenter Infektionsschutz erfordert bei entsprechender epidemischer Lage die Testung des Personals unabhängig von dessen Immunstatus, womit der Zusatznutzen der Impfung fraglich wird und eine Impfpflicht nicht gerechtfertigt werden kann.

Auch in dieser Situation hat der Staat nicht das Recht, die individuelle Entscheidung über die Impfung vorzuschreiben, da es niederschwellige Maßnahmen gibt, die den gleichen Zweck erfüllen.

Die Unterzeichner

Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Essen
Prof. Dr. Ulrich Keil, Münster
Dr. Angela Spelsberg, Aachen
Prof. Dr. Andreas Schnepf, Tübingen
Prof. Dr. Michael Esfeld, Lausanne
Prof. Dr. Paul Cullen, Münster
Prof. Dr. Bernhard Müller, Melbourne
Prof. Dr. Boris Kotchoubey, Tübingen
Prof. Dr. Tobias Unruh, Erlangen
Dr. Sandra Kostner, Schwäbisch Gmünd
Dr. René Kegelmann, Stuttgart
PD Dr. Stefan Luft, Bremen
Prof. Dr. Harald Schwaetzer, Biberach
Prof. Dr. Andreas Brenner, Basel
Prof. Dr. Wolfram Schüffel, Marburg
Prof. Dr. Anke Steppuhn, Stuttgart
Prof. Dr. Saskia Hekker, Heidelberg
Jun.-Prof. Dr. Alexandra Eberhardt, Paderborn
Dr. Henning Nörenberg, Malmö
PD Dr. Axel Bernd Kunze, Bonn
Prof. Dr. Henrieke Stahl, Trier
Dr. Jens Schwachtje, Nürtingen
Prof. Dr. Christin Werner, Dresden
Prof. Dr. Ole Döring, Berlin
Dr. Christian Lehmann, München
Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann, Hagen
Prof. Dr. Stefan Homburg, Hannover
Prof. Dr. Salvatore Lavecchia, Udine
Prof. Dr. Steffen Roth, La Rochelle und Vilnius
Dr. Jan Dochhorn, Durham
Prof. Dr. Günter Roth, München
Dr. Hans-Jörg Ulmer, Leinfelden-Echterdingen
Prof. em. Dr. Stephan Rist, Bern
Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Bazenheid
PD Dr. Rainer Klement, Schweinfurt
Dr. Matthias Burchardt, Köln
Prof. Dr. Eberhard Göpel, Bielefeld
Prof. Dr. Sven Hildebrandt, Dresden
Dr. Justine Büchler, Dresden
Prof. Dr. Martin Winkler, Winterthur
Dr. Agnes Imhof, Erlangen
Prof. Dr. Viktoria Däschlein-Gessner, Bochum
Prof. Dr. Jörg Matysik, Leipzig
Dr. Christian Mézes, Schwäbisch Gmünd
Dr. Mohamed Mahde Saleh, Bonn
Prof. Dr. Alexander Blankenagel, Berlin
Dr. Dana Sindermann, St. Gallen
Prof. Dr. Gerald Dyker, Bochum
Prof. Dr. Pietro Corvaja, Udine
Prof. Dr. Klaus Morawetz, Münster
Prof. Kerstin Behnke, Weimar
Prof. Dr. Christina Zenk, Trossingen
Prof. Dr. Friedrich Röpke, Heidelberg
Prof. Dr. Hardy Bouillon, Trier

Comment on the Retraction of Our Paper “The Safety of Covid-19 Vaccinations – We Should Rethink the Policy” published in the journal Vaccines 2021, 9(7), 693

This comment was sent to the editorial office of Vaccines in response to their retraction of our paper „The Safety of Covid-19 Vaccinations – We Should Rethink the Policy“. The retraction was a political desicion and is an example how science has been undermined by financial and political interests. I have to draw back a previous statement of mine from an older blog article named „Science is able to correct itself„. This is only true for an ideal science that tries to attain knowledge about reality or „the World“ based on human experiences and observations, thereby being open to correct former beliefs if new data lead to new conclusions. Once science allows financial and political interests to determine which data to use or which conclusions to draw (or not draw), it becomes a religion-like enterprice. Unfortunately, this is the current state of mainstream so-called medical science.

Comment to the retraction of our paper

The Journal “Vaccines” retracted our paper “Walach, H., Klement, R. J., & Aukema, W. (2021). The Safety of COVID-19 Vaccinations—We Should Rethink the Policy. Vaccines, 9(7), 693. doi:10.3390/vaccines9070693” on July 2nd, following a retraction decision on July 1st (https://www.mdpi.com/2076-393X/9/7/729/htm).  Thereby the Journal violated the ethical standards of good publishing. The publisher of the Journal, MDPI, states (https://www.mdpi.com/ethics):

“MDPI journals are members of the Committee on Publication Ethics (COPE). We fully adhere to its Code of Conduct and to its Best Practice Guidelines.”

The retraction guidelines of COPE (https://publicationethics.org/files/cope-retraction-guidelines-v2.pdf, page 4) indicate the reasons for retractions. Retractions are usually not warranted if:

  • The main findings of the work are still reliable and correction could sufficiently address errors or concerns
  • An editor has inconclusive evidence to support retraction
  • or is awaiting additional information such as from an institutional investigation for information about expressions of concern.

The Journal and its Editors did not wait for our response before retraction

The Journal violated its own ethical code of conduct by not awaiting and not publishing our response to the concerns raised (see below). The time line was the following:

Our paper was published on June 24.

On June 25  (18:19, all times Central European Time) the journal received an email from LAREB, the Dutch health authority whose data we had used for our analysis.

On June 28 (08:59) I was forwarded this mail with the request to respond and the information that the journal would wait until our response was received.

On June 28 (13:06) the Journal notified us about the fact that “serious concerns” had been raised and that the Journal would publish an Expression of Concern that day or the next. The Journal did not wait for our response.

On June 29 (5:17) I told the Journal that we would send a statement that very day. The Journal responded at 9:43 with the request to send a statement soon. I answered that we would have a conference call at 4 pm to finalize it and send it afterwards. We sent our response that day at 19:11 with the request to publish it.

On July 1, time unknown, the decision to retract was taken, without formally or informally considering our response, nor answering it. We received a mail at 14:51 that day to notify us of the decision with the request. I was traveling without access to internet; my colleagues responded (20:44) that we do not agree and that we would send a formal response the next day.

On July 2, 12:21, the journal notified us that a retraction would be published together with our statement of disagreement. I did not receive a request to send a final comment. My colleagues responded promptly telling the journal that we would be sending a reply before business closure that day, at 17:00, and at 16:47 my coauthor Wouter Aukema sent a response.

What we observe is the following: The journal notified us with delay of 2 days about the content of the letter by Prof. van Puijenbroek, the head of pharmacovigilance at LAREB with a request to respond. While the content of the major concerns were published, our response was not.

We also observe: The decision to retract was taken without giving us due time to respond and without considering the fact that the major point of the concern was actually the causality implied by our language, and not any mistake in analysis (see below).

The true reason seems to have been pressure on part of some editors of the journal

Unbeknownst to us, but obviously to others, a major reason for the retraction decision was the fact that six editors of the Journal, Florian Krammer of the Icahn School of Medicine at Mount Sinai  (https://labs.icahn.mssm.edu/krammerlab/dr-krammer/), Katie Ewer from Oxford (https://www.ox.ac.uk/news-and-events/find-an-expert/professor-katie-ewer-0), Diane Harper of the University of Michigan (https://medicine.umich.edu/dept/family-medicine/diane-m-harper-md-mph-ms), Paul Licciardi from Australia (https://www.mcri.edu.au/users/paul-licciardi), Andrew Pekosz of the Bloomberg School of Public Health at Johns Hopkins (https://hopkinsglobalhealth.org/faculty-research/faculty-directory/andrew-pekosz/) and Helen Petousis-Harris of the University of Auckland https://unidirectory.auckland.ac.nz/profile/hpet002)  resigned as Journal Editors or threatened resignation if the Journal did not retract our paper. The resignments were announced in social media first, and received major coverage in an article by Meredith Wadman in Science (https://www.sciencemag.org/news/2021/07/scientists-quit-journal-board-protesting-grossly-irresponsible-study-claiming-covid-19), published on July 1st, 4:00 pm EST, i.e. 22:00 CET.

Meredith Wadman interviewed one of us (H.W.) on that issue before here article, but did not reveal information about the resignments of editors in that conversation.

Whether or not Conflict of Interest might have been active in the background I would like to let readers decide: Katie Ewer was part of the team that developed the vector vaccine in Oxford, others such as Florian Krammer have received grants from industry involved with vaccine productions or from the Bill and Melinda Gates Foundation, which has a clearly expressed agenda in those vaccines (e.g. https://www.mountsinai.org/about/newsroom/2019/researchers-receive-12-million-grant-to-develop-flu-vaccine-against-many-viral-strains ). The Bill and Melinda Gates Foundation also sponsors the publisher of the journal, and in the sponsoring agreement (https://www.mdpi.com/about/announcements/1415) it not only says that authors whose project are funded by BMGF can publish for free but that the foundation has also access to the submission system and can thus see what is being submitted.

The timeline suggests that the Journal was not really interested in our response and that our response was irrelevant to the retraction

What we have described so far, mainly the timeline, suggests that there was never really an interest in awaiting our response and deciding fairly. The decision to retract was obviously taken before our response was evaluated, probably due to pressure.

The main concern raised was an undue causal link of side-effect reports to vaccinations and a misrepresentation of data

Prof. Eugène von Puijenbroek raised the concern that we presented data that allow only association, namely those from the side-effects data base of Covid-19 vaccines, as causally linked to the vaccines and that we presented the data as if they were medically certified.

These two concerns we take seriously. We contend, though, that they could have been remedied by an addendum in which the wording would have been changed.

We also contend: It is clear that side-effect reports from any ADR-database are always associations and would have to be investigated for causalities. We said so, in the Discussion of our paper. We should have said it more clearly, and we could have corrected that in a correction. We agree that we could have used more diligent wording.

LAREB stated itself on its website that all reports were “investigated” (we quote the passages below in the verbatim version of our response to the Journal). We took this to mean: by personnel that is competent to distinguish between real effects and those in which causality can be ruled out with high confidence. We took LAREB at its word. Obviously we should not have done so.

Prof. van Puijenbroek stated in his letter of concern that the reports are unsystematic collections or practitioners and patients. In this he contradicts himself. In a statement (also quoted below) he made in the same year he says that roughly 60% of all ADR-reports come from market-authorization holders, and the rest from practitioners and patients.

Wordings and interpretations could have been changed by an addendum or an amendment

So, the central concern could have been addressed by an addendum, or, in the case of an online-publication, by a change of wording or second version with amendments. This is what the ethical code of publishers would have suggested. We observe: The publisher did not abide by his own ethical code.

The analysis was correct; the data, if weak, not ours; the conclusions an alarm signal

Retractions are normally warranted if data are fabricated or incorrect or wrongly analyzed. The data were from LAREB and from a published study. The analysis was correct. The data are weak, we do and did say that. But they are the best we currently have. The conclusion was an alarm signal to investigate the safety. It goes without saying: the risk-benefit ratio might decrease, if we have a study with a longer observation period, as deaths as a consequence of vaccinations occur quickly, while benefits might accrue over time. But we do not have the long- term observation of safety and risks that is actually necessary to make such an assessment. However, we also know that underreporting is a serious problem in pharmacovigilance data, and this probably also applies to vaccine-related side effects. We hope that our study raised at least as much concern to instigate a safety review and a good cohort study to assess safety.

This is the response which we sent to the Journal on June 29, 2021:

Response to „Incorrect use of data..” by Prof. Dr. Eugène van Puijenbroek”

Harald Walach, Rainer J. Klement & Wouter Aukema

We are grateful to Prof. van Puijenbroek for raising his concerns. This starts a long-overdue debate on how to gauge the safety of COVID-19 vaccines. We would like to remind Prof. van Puijenbroek and all readers: These vaccines have had an emergency approval without the necessary safety data. Although we would agree with Prof. van Puijenbroek that the self-reporting system of side-effects for vaccines and other drugs is far from foolproof, it is the only data we have. So why should it not be put to use?

It is interesting to note that Prof. Puijenbroek, in his concern, describes the Lareb-ADR data as “spontaneous reporting”. In a statement in Regulatory Science 2021 (https://www.regulatoryscience.nl/editions/2021/12/prof.-dr.-eugene-van-puijenbroek-on-the-nature-of-signals; accessed 29th June 2021) he says:

“The Netherlands Pharmacovigilance Centre Lareb collected 34.000 reports of adverse drug reactions in 2019, of which 14.000 reports are submitted directly to Lareb by healthcare professionals and patients and more than 20.000 were forwarded by the marketing authorisation holders. These reports are assessed and analysed, which may lead to safety signals about adverse drug reactions. These are reported to and reviewed by the Medicines Evaluation Board (MEB), supporting the MEB in its decisions in pharmacovigilance in the Netherlands and Europe.” (typos and grammatical errors removed, else identical with webquote at the end of the article)

So, what is really true and what should we go by: Is it true that roughly 60% of the adverse drug reaction (ADR)-data come from market authorization holders, who, by law, are required to report, and is it true that the data are reviewed, as stated on the website and in this article, or are these informations only true in all other cases but not in the case of COVID-19 vaccines? It would be good to have clarity on this point. We assumed that what Lareb says about all other ADR reports is also true of COVID-19 ADR reports. If we were mistaken in this assumption, perhaps Lareb should clearly state: “ADR reports are reviewed and evaluated in all cases of ADR reports, but not with COVID-19 vaccines.” And, ideally, it should also give a reason, why this is so, if it is so.

Ideally the consequence of this debate is that someone sets up a systematic observational post-marketing surveillance study in a large number of vaccinated persons under public scrutiny to really document the side-effects that can be causally related to the vaccine. Currently we only have association, we agree, and we never said anything else. But the same is true with fatalities as consequences of SARS-CoV2-infections. The cases that are counted here as deaths are rarely vetted by autopsy or second opinion, but still counted as deaths due to COVID-19. And it is exactly this allegedly high number of COVID-19 related deaths that gave rise to an unprecedented sloppy regulation process that allowed new types of vaccines using a mechanism never before tested in humans to be widely distributed in the population.  Prof. Puijenbroek basically argues that the largest vaccination experiment in the history of medicine cannot be assessed for safety and unforeseeable toxicities, because we should not use the ADR data for such inferences. In contrast, we argue that it is mandatory that those data which are at hand are used to gauge the safety, and this is what we have done.

We are happy to admit that these data are far from perfect. But we repeat: they are the only ones that are available.

We quoted LAREB itself which states on its website at the time we checked the data: “All reports received are checked for completeness and possible ambiguities. If necessary, additional information is requested from the reporting party and/or the treating doctor. If necessary, additional information is requested from the reporting party and/or the treating doctor. The report is entered into the database with all the necessary information. Side effects are coded according to the applicable (international) standards. Subsequently an individual assessment of the report is made. The reports are forwarded to the European database (Eudravigilance) and the database of the WHO Collaborating Centre for International Drug Monitoring in Uppsala. The registration holders are informed about the reports concerning their product.“).

We took this statement to mean that those reports that are obviously without any foundation are taken out such that the final data-base is at least reliable to some degree. Would it not be like that, why else would one want to collect these data and make them public in the first place?

We are happy to concede that the data we used – the large Israeli field study to gauge the number needed to vaccinate and the LAREB data to estimate side-effects and harms – are far from perfect, and we said so in our paper. But we did not use them incorrectly. We used imperfect data correctly. We are not responsible for the validity and correctness of the data, but for the correctness of the analysis. We contend that our analysis was correct. We agree with LAREB that their data is not good enough. But this is not our fault, nor can one deduce incorrect use of data or incorrect analysis.

And we hope that this stimulates governments or university consortia to collect valid data to prove us wrong. We would be the first to be happy about that. But the challenge is out: Prove that the vaccines are safe! No one has done so. We say they are not and we used the best data currently at hand. Our usage was correct. If the data were not, whose fault is this?

Risiko-Nutzen Analyse der COVID-19 Vakzine: wir retten 3 Leben und setzen 2 aufs Spiel als Folge der Impfung

Die neuen RNA-Impfungen gegen COVID-19 werden als die beste Möglichkeit angesehen die Pandemie zu überwinden. Daher erhielten sie eine rasche Zulassung von der EMA, der europäischen Aufsichtsbehörde. Diese Zulassungen sind jedoch vorläufig und reine Notzulassungen. Denn es gibt noch zu wenig Daten über die Sicherheit dieser Impfstoffe. Eine solche Analyse wurde jetzt nachgereicht in einer Studie, die am 24. Juni 2021 online in der peer-reviewten Zeitschrift „Vaccines” publiziert wurde.

Prof. Harald Walach, Gastprofessor an der Universität Witten/Herdecke und Prof. an der Kinderklinik der Medizinischen Universität Poznan, Dr. Rainer Klement, ein Medizinphysiker vom Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt und Wouter Aukema, ein unabhängiger Datenanalytiker aus Holland analysierten die Daten der Nebenwirkungsdatenbank der EMA und der holländischen Gesundheitsbehörde. Sie verrechneten diese mit den Ergebnissen einer großen israelischen Feldstudie, die die Wirksamkeit des BioNTech Impfstoffes von Pfizer an mehr als einer Million Menschen untersuchte, sowie mit den Ergebnissen der Zulassungsstudien. Das Nebenwirkungspotenzial der Impfungen ist sehr hoch: 4,11 Todesfälle im Zusammenhang mit 100.000 Impfungen registriert die holländische Gesundheitsbehörde Lareb, etwa 700 Personen auf 100.000 Impfungen erleiden Nebenwirkungen, 16 davon sind schwere Nebenwirkungen.

„Das wären vielleicht hohe, aber akzeptable Kosten, wenn die Impfungen sehr viel mehr Leben retten könnten,“ sagt Prof. Walach, „aber das Problem ist eben, dass die hohe Effektivität der Impfung, die zweifellos belegt ist, nur eine relative Effektivität darstellt. Niemand betrachtet die absolute Effektivität, also die klinische Wirksamkeit”, meint Prof. Walach. Darunter verstehen wir den absoluten Wirksamkeitsunterschied. Dieser ist sehr gering bei dieser Impfung, und zwar aus zwei Gründen: Die Prävalenz der Infektion ist sehr niedrig, nämlich etwa 3% im Kontrollarm der israelischen Feldstudie. Auch bei uns war die Prävalenz der Infektion nie höher als 8% in Hochzeiten der Infektionswelle. Und die sog. „Infection-Fatality-Rate”, also die Anzahl der Menschen, die infiziert sind und an der Krankheit sterben, ist ebenfalls niedrig, etwa 0,5%. „Diese beiden Tatsachen zusammengenommen führen dazu, dass die absolute Effektivität der Impfung sehr gering ist, sodass man viele Menschen impfen muss, um einen tatsächlichen Vorteil erkennen zu können“, erklärt Dr. Rainer Klement, der die Vergleichsrechnungen durchführte.

Da die Impfungen mit Nebenwirkungen verbunden sind, werden auch relativ viele Geimpfte solche Nebenwirkungen erleiden und das Verhältnis steigt im Vergleich zu den Vorteilen. Aus der israelischen Feldstudie, bei der mehr als eine halbe Million in der Kontrollgruppe 6 Wochen lang ungeimpft blieben zogen die Forscher die entsprechenden Zahlen: „Man muss zwischen 9.000 und 50.000 Menschen impfen, um einen Todesfall zu verhindern“, sagt Klement. „Eine gute Schätzung ist die Zahl von etwa 16.000 Menschen. Rechnet man das auf 100.000 Impfungen hoch, dann verhindern wir etwa 6 Todesfälle.“

Wie vergleicht man das mit den Nebenwirkungen? Dazu hat Wouter Aukema, ein holländischer Datenanalytiker, die Nebenwirkungsdatenbank der EMA, der European Medicine Agency, untersucht. Dort werden alle Nebenwirkungen aller europäischen Länder verzeichnet. Um sie genau analysieren zu können, schrieb er ein Analyseskript, das er auf seiner Webseite https://www.aukema.org öffentlich zugänglich machte. Denn die Meldungen in dieser Datenbank sind lange Texteinträge und oft beziehen sich viele Einträge auf eine Person. Daher analysierte er diese Meldungen auf Personen bezogen und filterte heraus, wie viele Menschen tödliche, schwere oder leichte Nebenwirkungen erlebten. „Die europäischen Länder melden sehr unterschiedlich“, fand Aukema. „Der europäische Durchschnitt liegt bei 127 Nebenwirkungen pro 100.000 Impfungen. Holland ist der Spitzenreiter mit 701 Fällen pro 100.000 Impfungen, Polen ist das Schlusslicht mit 15 Nebenwirkungen pro 100.000 Impfungen. Deutschland berichtet nur 38 Fälle, also 30% des EU-Durschnitts.”

Aus diesem Grunde entschieden sich die Forscher dafür, die holländischen Daten als Grundlage ihrer Berechnung zu nehmen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Unterschiede auf eine unterschiedliche Empfindlichkeit zurückgehen, ist sehr gering. Eher sind verschiedene Berichtsstandards der Grund für diese Diskrepanz um den Faktor 47.

Nimmt man nun die holländischen Daten als Näherung für das, was in ganz Europa geschieht, dann sieht man, dass das Verhältnis von Todesfällen, die im Zusammenhang mit der Impfung erwartet werden können und die durch die Impfung verhindert werden etwa 2 : 3 ist: Drei Todesfälle werden verhindert, zwei wird man in Kauf nehmen müssen als Folge der Nebenwirkungen, dazu 700 Nebenwirkungen, 16 davon schwere. Nimmt man die Daten der Zulassungsstudien hinzu, die etwas bessere klinische Effektivität zeigen, dann erhält man im besten Fall das Verhältnis von 1 : 8, also ein Todesfall im Zusammenhang mit der Impfung und 8 verhinderte Todesfälle durch die Impfung.

„Diese Zahlen können sich natürlich ändern“, gibt Walach zu bedenken. „Sie hängen von der Empfindlichkeit der geimpften Gruppen ab. Denn zuerst wurden ja die Alten und Kranken geimpft. Man kann hoffen, dass sich das Verhältnis verbessert, wenn man länger beobachtet.“ Auch ist unklar, ob die Daten, die aus einer Feldstudie des BioNtech-Impfstoffes stammen, auf die anderen Impfstoffe direkt übertragbar sind. Denn der AstraZeneca-Impfstoff ist in dieser Analyse nicht mit-erfasst, weil zu ihm entsprechende Daten fehlten.

„Aber insgesamt,” meint Dr. Klement, „sind aus unserer Sicht die Daten ausreichend klar, dass wir die Nebenwirkungen sehr genau untersuchen sollten und die Impfpolitik auf europäischer Ebene unter die Lupe nehmen sollten.“ Prof. Walach unterstützt diese Aussagen: „Auf nationaler Ebene sollten Gruppen von unabhängigen Wissenschaftlern diese Nebenwirkungsmeldungen genau untersuchen. Sie sollten auch in unabhängigen Studien, in denen große Kohorten von Geimpften sorgfältig über 6 Wochen oder länger beobachtet werden, dokumentieren, wie viele Nebenwirkungen wirklich auftreten“, meint Walach. „Denn die Daten aus den Registern sind unsystematisch. Sie können eine Überschätzung darstellen, sind aber wohl eher eine Unterschätzung. Denn man weiß aus anderen Studien, dass bis zu 95% der Nebenwirkungen nicht in diesen Registern erfasst werden.“ Sind die Befunde dieser Studie zuverlässig? “Das ist schwer zu sagen,” meint Walach. “Wir haben die besten Daten verwendet, die im Moment zur Verfügung stehen. Aber sie sind eigentlich nicht gut genug. Die Tatsache, dass eine ähnliche Studie in den USA auf eine Schätzung 3,4 Todesfällen auf 100.000 Impfungen kommt, also eine Zahl, die sehr nahe bei der von uns gefundenen Zahl von 4,11 ist, zeigt allerdings, dass unsere Schätzung wohl näher an der Wirklichkeit ist, als uns allen lieb ist.“

„Auf jeden Fall sollten wir keine Impfkampagnen an Kindern beginnen“, argumentieren Walach und Klement. „Denn die Gefahr, dass ein Kind ernsthaft an COVID-19 erkrankt ist, ist sehr gering – , geringer, als dass es in einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Angesichts dieser Risiken, ist eine Impfung von Kindern unverantwortlich.“

Weitere Informationen und Interviews

Prof. Dr.Dr.phil. Harald Walach: harald.walach@uni-wh.de

Dr. Rainer J. Klement: rainer_klement@gmx.de

Zitierung:

Walach, H., Klement, R. J., & Aukema, W. (2021). The safety of Covid-19 vaccines – We should rethink the policy. Vaccines, 9, 693. doi:10.3390/vaccines9070693

PRESS RELEASE regarding the paper „The safety of Covid-19 vaccines – We should rethink the policy“, Vaccines, 9, 693. doi:10.3390/vaccines9070693

The risk-benefit ratio of COVID-19 vaccinations is bad: for 3 lives saved 2 people die of the consequences of the vaccination

COVID-19 vaccinations have been hailed as the best way out of the pandemic. That is why they received fast-track regulatory approval from the European Medicine Agency, the legal regulator in Europe for medications that paves the way for national authorities. This was done without sufficient safety data. This analysis has now been produced by a research group coordinated by Prof. Harald Walach from Poznan University of the Medical Sciences in Poznan, Poland, and University Witten/Herdecke in Germany, Dr. Rainer J. Klement, a medical physicist with Leopoldina Hospital in Schweinfurt, Germany and the data-analyst Wouter Aukema from Holland. It was published in the peer-reviewed online-Journal “Vaccines” on June 24th.

The researchers found that the risk incurred by vaccinating people against COVID-19 with any of the three most widely distributed vaccines, by Pfizer, AstraZeneca, or Moderna, which make up 95% of all vaccines used in the EU, is 4.11 deaths per 100,000 vaccinations received. Roughly 700 persons are reporting side effects per 100,000 vaccinations, 16 of them severe. “Perhaps this would be acceptable, if the vaccines could save enough lives”, Prof. Walach says, “but the problem is that although the vaccines are effective relative to their comparisons, no one ever looked at the absolute efficacy. We did that and we see: we need to vaccinate many people to save one life. Precisely how many we need to vaccinate is difficult to gauge. We used the recently released large field study from Israel studying a million people, as well as the large phase 3 studies that were used for regulatory purposes. If you use the data from those studies, you can calculate the “Number Needed to Vaccinate” to prevent one death. This is a clinical effectiveness measure. It depends on the effectiveness of the vaccine on the one hand, but also on the prevalence of the disease on the other hand. Because the prevalence of SARS-CoV2 infections is very low – around 3% of those in the control arm got infected -, and because the Infection Fatality Rate is also comparatively low, we need to vaccinate many to see one death prevented by vaccination,” Walach says. The Infection Fatality Rate was 0.5% in the control group of the large Israeli study, which tallies well with a recently published meta-analysis of various studies, the authors write. “Now, if you combine the fact that the prevalence of the infection is low with the Infection Fatality Rate being also low, you need to vaccinate many people until you see one death prevented”, explains the medical physicist Rainer Klement who did the maths. “We need to vaccinate between 9,000 and 50,000 people to prevent one death. A good point estimate is about 16,000”, Klement says. “This is the figure coming out of the Israeli field study, the largest to date, which tested the BioNTech/Pfizer vaccine. If we use the regulatory data of the other vaccines, we reach somewhat better ratios. But if you compare this with the side effects, the risk-benefit ratio is bad”, Prof. Walach seconds. If we vaccinate 100,000 people, we prevent 6 deaths. In the best case the figure rises to 33 deaths prevented by 100,000 vaccinations.

Wouter Aukema – independent data and patterns analyst – analyzed the individual case safety reports of the EMA’s adverse reaction database. In order to do that he produced a search-script which he made public on his blog https://www.aukema.org. It sorts through each individual report submitted to the EMA. As many reports mention more than one side effect, it is important to separate the cases from the reports. This is exactly what Aukema did. He separated them according to fatal, severe and less severe cases. And he looked at the number of reports from different countries. He found a very interesting wide range of reporting across the EU. While Holland reports 701 cases with side effects per 100,000 vaccinations, Poland with the lowest number reports only 15. The EU average is 127, with Germany reporting as few as 38 cases, 30% of the EU average. Is the vaccine chauvinist and produces more side effects in some countries than in others? The researchers doubt it. They say that this reflects reporting standards. These are highest in Holland and lowest in Poland.

“Because of these vast differences by a factor of 47, we chose the data from the Netherlands, because this likely reflects the best standard” Wouter Aukema says.

So, he produced the side effect data associated with COVID-19 data. “If you calculate the risk-to-benefit ratio you see that we save the lives of 3 people and kill 2 people by vaccinating them. In the best case we save 8 lives and kill one person,” says Rainer Klement who calculated the figures. As a physicist and data-analyst this is his daily bread. But he adds: “However, the statistical uncertainty also supports more people being killed by vaccination than lives saved, and you also have to consider that probably less than 5% of side effects are officially reported.” “There is no other vaccine around that has such a bad track record as the COVID-19 vaccines”, says Prof. Walach. “We feel that the national authorities should assemble independent groups of scientists to investigate this situation further. Until the results are openly on the table, the vaccination campaigns should be stopped”, he says. “What is especially inacceptable is the fact that children and young people are now targeted. They are not in danger of suffering from severe COVID-19 reactions which was the reason for the vaccination campaign in the first place“, Walach and Klement say in unison. “The danger that a child is hit by a car is much greater than that he or she will suffer from COVID-19”, they say.

Contact for further infomation and interviews:

Prof. Dr.Dr.phil. Harald Walach: harald.walach@uni-wh.de

Dr. Rainer J. Klement: rainer_klement@gmx.de

Citation:

Walach, H., Klement, R. J., & Aukema, W. (2021). The safety of Covid-19 vaccines – We should rethink the policy. Vaccines, 9, 693. doi:10.3390/vaccines9070693

Zum Missbrauch der Wissenschaft in der Corona-Politik

(Dieser Artikel ist am 19.12.2020 unter dem Titel „Die formbare Wahrheit“ auch im Rubikon erschienen)

“If we want to understand the world around us, whether because we want to change it, preserve it, or just have the satisfaction of knowing it, we could very likely not do better, and could do a lot worse, than to turn to the contemporary sciences for elucidation.”

[“Wenn wir die Welt um uns herum verstehen möchten, sei es weil wir sie verändern wollen, erhalten möchten oder einfach wegen der Befriedigung, welche solch ein tieferes Verständnis hervorruft, gibt es höchstwahrscheinlich nichts sinnvolleres, aber auf jeden Fall viel schlimmeres, als uns der modernen Wissenschaft zum Zwecke unserer Erhellung zuzuwenden.“]

Ervin Laszlo, Philosoph und Systemtheoretiker [1].

In der Tat bietet die wissenschaftliche Methode, vor allem wenn sie mit philosophischem Hinterfragen verknüpft wird [2], einen der besten Zugänge zur Wirklichkeit und dem Wesen der Natur, welchen die Menschheit bisher entdeckt hat – die enormen Fortschritte in der technischen Entwicklung und unserem Naturverständnis, insbesondere auch von uns selbst als Mensch, sind Belege dafür. Allerdings bietet die Wissenschaft nicht den einzigen Zugang zur Realität; es gibt Bereiche oder Domänen der Wirklichkeit, die ihrer Methodik verwehrt sind und sich eventuell eher durch Intuition, Kontemplation oder andere spirituelle Praktiken erkennen lassen [3]. Wissenschaft unterscheidet sich von Pseudowissenschaft, indem sie Behauptungen über die Realität auf empirische Daten stützt. Im Unterschied dazu lassen sich pseudowissenschaftliche Behauptungen entweder nicht belegen beziehungsweise falsifizieren oder werden trotz eindeutiger Widerlegung aufrechterhalten. Die Wissenschaft versucht sich der Realität sukzessive anzunähern, indem sie Theorien und Hypothesen über die Natur anhand empirischer Beobachtungen (Daten) miteinander vergleicht, um diejenigen herauszufiltern, die das Wesen der Natur am besten beschreiben [4,5]. Wissenschaft, die funktioniert, ist frei von Dogmen und offen für Diskurs, ja lebt sogar davon, und ist damit in der Lage, sich selbst zu korrigieren – unsere Entdeckung eines extragalaktischen Planeten im Jahr 2010 [6], die später von anderen Wissenschaftlern aufgrund einer neuen Analyse als falsch herausgestellt wurde [7], ist ein für mich persönlich nicht so schönes, aber dennoch gutes und wichtiges Beispiel dafür.

Was wir derzeit allerdings in Verbindung mit der Corona-Krise erleben, ist extrem bedenklich und besorgniserregend. Die Wissenschaft wird missbraucht, um politische und finanzielle Interessen durchzusetzen. In den Mainstream-Medien tummeln sich regierungsnahe wissenschaftliche Experten und Sprecher von regierungsnahen Instituten mit massiven Interessenskonflikten, welche alle das gleiche Bild dieser Krise malen und somit einen falschen Eindruck von Einigkeit der Wissenschaft erzeugen, welches so nicht korrekt ist. Von Beginn an wurden Wissenschaftler oder Ärzte, welche anderer Meinung waren, nicht in den öffentlichen Medien präsentiert, zensiert oder sogar öffentlich diffamiert. Die Verleumdungskampagne gegen Dr. Wolfgang Wodarg, über die ich im März im Rubikon geschrieben hatte [8] ist ein Beispiel dafür. Aktuell traf es Professor Sucharit Bhakdi, der von den selbsternannten „Quarks Science Cops“ des WDR als „Corona-Verharmloser“ und Mensch, der andere in die Irre führt, persönlich angegriffen wurde – wohlgemerkt auf Kosten der deutschen Rundfunkbeitragszahler [9]. Neben solchen ad hominem Attacken war die öffentliche Debatte dabei von Anfang an geprägt von einer extrem reduktionistischen Sichtweise auf das Virus, welche zahlreiche wichtige Faktoren außer Acht lässt, wie zum Beispiel die Tatsache, dass wir über ein Immunsystem verfügen, das wohl besser als erwartet auf das neuartige Virus reagiert hat, und welches wir selbst sehr gut, z.B. mit Vitamin D, unterstützen können [10].

Ein weiteres Beispiel für politischen Wissenschaftsmissbrauch ist die Massentestung der Bevölkerung mit Hilfe des PCR Tests, einer molekularbiologischen Standard-Methode zum Nachweis kleinster Mengen von Genabschnitten. Von Beginn der Corona-Krise an berichten die Mainstream-Medien von den neuesten Infizierten-Zahlen, ohne auch nur einmal zu erwähnen, dass es sich in Wahrheit um positive PCR-Testergebnisse auf SARS-CoV-2 Virusbestandteile handelt. Damit werden gleich zwei Tatsachen verschleiert: Erstens, dass die PCR Tests wie alle medizinischen Tests falsch positive und falsch negative Ergebnisse liefern können. Hier hätte man sogar die Chance nutzen können, der Bevölkerung etwas über den berühmten Satz von Bayes beizubringen, welcher für die Interpretation von medizinischen Testergebnissen, auch z.B. Mammographie-Screenings oder HIV Tests, essentiell ist [11] – dies hätte zum Beispiel über die Methode natürlicher Häufigkeiten versucht werden können [12]. Zweitens, und dieser Punkt ist noch viel entscheidender, wurde versäumt zu erwähnen, dass der PCR Test keine Infektion mit dem Virus nachweisen kann. Das liegt daran, dass zum einen nur bestimmte Abschnitte eines viralen Genoms, aber nie dessen volle Länge, nachgewiesen werden, und dass selbst ein positiver Nachweis keinen Hinweis auf einen aktiven Virus liefern kann.

Nun haben wir als ein Konsortium von 22 internationalen Wissenschaftler(inne)n aus verschiedenen Bereichen der Medizin, Mikro- und Molekularbiologie einen der bekanntesten PCR Tests heftig kritisiert [13]. Es handelt sich um den von Victor Corman, Christian Drosten und Kollegen entwickelten qualitativen PCR Test zum Nachweis von SARS-CoV-2, dessen Beschreibung am 23. Januar als Originalarbeit im Journal Eurosurveillance publiziert wurde [14]. In unserem externen Gutachten dieses Artikels identifizierten wir 10 methodische oder andere, nicht dem wissenschaftlichen Standard entsprechende  Probleme, die eigentlich zur Zurücknahme („Retraction“) des Papiers führen müssten. In einem Begleitschreiben an die Editoren des Journals Eurosurveillance fordern wir deshalb diese Zurücknahme [15]. Die von uns entdeckten Fehler wurden bereits in anderen Artikeln gut beschrieben, auf die ich aus Platzgründen gerne verweise [16,17]. Zu den methodischen Fehlern zählen zu hohe Konzentrationen der verwendeten Primer, ein zu großer Unterschied in der Anlagerungstemperatur der verwendeten Primer, eine ungenügende Spezifizierung der Primer, eine ungenügende Abdeckung des Virusgenoms durch die Primer und eine zu hohe Anzahl an Replikationszyklen [13]. Im Wesentlichen führen die methodischen Fehler dazu, dass der von Drosten et al. entwickelte Test wahrscheinlich eine ungenügende Spezifität hat, d.h. dass er zu häufig falsch-positive Resultate erzeugt, indem er zum Beispiel auch auf andere Coronaviren anspricht. Dazu kommt, dass das Papier ziemlich sicher keinen „Peer Review“ Prozess, also ein wissenschftlichen Gutachten durch Fachkollegen, erfahren hat. Denn die Arbeit wurde innerhalb von 24 Stunden nach Einreichen zur Publikation angenommen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Dauer des Review-Prozesses bei 1595 Artikeln, welche im Journal Eurosurveillance veröffentlicht wurden. Analysiert von Wouter Aukema.

Inzwischen konnten wir noch einen weiteren Fehler identifizieren: Auf Seite 4 schrieben Corman und Kollegen, dass sie sechs Coronaviren-Gensequenzen von Fledermäusen mit ihrem E Gen Assay korrekt identifizieren konnten: “To show that the assays can detect other bat-associated SARS-related viruses, we used the E gene assay to test six bat-derived faecal samples available from Drexler et al. und Muth et al.“ (das Wort „und“ ist wörtlich zitiert) [14]. Allerdings handelt es sich bei den angegebenen Gensequenzen um RdRp Gene, nicht E Gene. Gutwillig könnte man dies als Druckfehler interpretieren, indem statt „E“ einfach „RdRp“ dastehen müsste. Da dieser Fehler allerdings zu Verwirrung führt, weil er keinen Sinn ergibt, deutet auch dies auf fehlenden Peer Review hin. Der Nachweis eines fehlenden Peer Review Prozesses sollte bei einer wissenschaftlichen Originalarbeit eigentlich zu einer redaktionellen Stellungnahme und einer Retraction oder erneuten Begutachtung führen – außer die Autoren haben mächtige Beziehungen. Genau das war hier auch der Fall, da Drosten und seine Mitautorin Chantal Reusken im Editorial Board von Eurosurveillance sitzen, was sie als Interessenkonflikt hätten angeben müssen. Dies taten sie genauso wenig wie die Mitautoren Olfert Landt und Marco Kaiser, welche finanzielle Verbindungen zur Firma TIB-Molbiol besitzen, welche die ersten PCR Test Kits basierend auf dem Corman-Drosten-Protokoll anbot. Weitere Zusatzinformationen zu den Interessenkonflikten der Autoren hat z.B. Ansgar Neuhof auf Achut.com herausgearbeitet [16].

Von Christian Drosten selbst fehlt bisher eine offizielle Gegendarstellung zu unseren Argumenten. Stattdessen wurden erstmal ein „Bissiges Mäuschen“ [18] und der Virologe Prof. Dr. Dr. Schmidt-Chanasit [19] medial vorgeschickt, um unsere Kritik als „Desinformationskampagne“ hinzustellen. Neben der fehlenden detaillierten Entkräftigung unserer Kritikpunkte werfen uns beide auch vor, wir hätten „die normale Publikationskultur umgangen“ und unser „Werk auf ungewöhnlichem Weg publik gemacht und dann in die Sozialen Medien gestreut“ [18]. Die Einrichtung unserer Webseite hat aber erstens nichts mit dem Inhalt unseres Papiers zu tun und zweitens hatten wir das Werk auch parallel auf dem wissenschaftlichen Preprint-Server Zenodo hochgeladen [13]. Zumindest nimmt Eurosurveillance unser Papier ernst und hateine Untersuchung unserer Forderung nach Retraction angekündigt [20]. Es bleibt zu hoffen, dass hier alleine der wissenschaftliche Inhalt unseres externen Peer Reviews bewertet werden wird, ohne politische und finanzielle Einflussnahme im Hintergrund.

Falls wir Erfolg haben, und Drosten und Kollegen Ihr Papier zurückziehen müssen, bzw. selbst wenn sie es nur nachträglich noch verbessern müssten, wäre dies ein deutliches Signal, die Corona-Maßnahmen endlich anhand der wissenschaftlichen Evidenz zu hinterfragen, anstelle sie durch pseudo-wissenschaftliche „Eminenz“ festzuklopfen. Dazu noch drei Beispiele aus der aktuellen Forschung am Rande: Erstens erschienen kürzlich die Ergebnisse der sehr sauber durchgeführten randomisierten DANMASK-19 Studie zur Wirksamkeit von medizinischen Masken im Alltag, die keinen Nutzen zeigen konnte [21]. Trotzdem wird der Maskenzwang weiterhin aufrechterhalten und sogar ausgeweitet. Zweitens konnte eine Untersuchung aus Wuhan, China, anhand von 1174 getesteten nahen Kontaktpersonen von asymptomatischen „Infizierten“ absolut keinen Anhalt dafür finden, dass asymptomatische Menschen andere anstecken würden [22]. Trotzdem schicken wir reihenweise asymptomatische Personen in Quarantäne, nur weil sie ein (vermutlich falsch) positives PCR Testergebnis haben. Drittens liegen nun viele Auswertungen zur Wirksamkeit der Lockdowns im Frühjahr vor, die allesamt keinen Zusammenhang zwischen dieser Maßnahme und einer Verringerung der Sterblichkeit zeigen konnten [23–26], sondern im Gegenteil auf mehr Schaden als Nutzen hindeuten [27,28]. Trotzdem hat die Regierung nun einen zweiten harten Lockdown kurz vor Weihnachten beschlossen, was vor allem durch eine ad-hoc Stellungnahme der Leopoldina Akademie vom 8. Dezember 2020 begründet wurde. Dieses Papier, das ganze 7 Seiten umfasst (davon zwei Seiten nur Namen der unterzeichnenden „Eminenz“), verlangte anhand einer einzigen Modellierungsstudie einen harten Lockdown ab 14. Dezember. Noch am Tag ihrer Veröffentlichung drückte der ebenfalls der Leopoldina angehörende Professor für Wissenschaftsphilosophie Dr. Michael Esfeld in einem offenen Brief seine Bestürzung über dieses Papier aus, welches nach seiner Ansicht „die Prinzipien wissenschaftlicher und ethischer Redlichkeit“ verletze. Insbesondere mahnte er die Leopoldina „ihre Autorität nicht dazu [zu] verwenden, einseitige Stellungnahmen zu verfassen, die vorgeben, eine bestimmte politische Position wissenschaftlich zu untermauern.“  Selbst die Welt schrieb am 11.12.2020, die Stellungnahme der Leopoldina sei „alles andere als ein wissenschaftliches Dokument, sie ist auch keine wissenschaftliche Zusammenfassung eines Forschungsstandes. Sie ist ein Sammelsurium von sorgenvollen Aussagen über die aktuelle Situation, kombiniert mit einigen drastischen Vorschlägen, die ihre Autorität daraus ziehen sollen, dass die Autoren nun einmal in leitenden Funktionen im Forschungsbereich tätig sind“ [29]. Der Eminenz- statt evidenzbasierte zweite Lockdown in Deutschland stellt also wieder einen massiven Missbrauch der Wissenschaft durch Politiker und deren Handlanger in wissenschaftlichen Einrichtungen dar.

Zum Anschluss möchte ich noch auf die neueste Mode des Wissenschaftsmissbrauchs durch sogenannte „Faktenchecker“ eingehen. Diese versuchen, einen Absolutheitsanspruch einer bestimmten Meinung durchzusetzen, indem sie angebliche „falsche Fakten“ identifizieren und richtig stellen wollen. Kurz nach der Veröffentlichung unseres externen Corman-Drosten Reviews erhielt ich einen Anruf von der Pressestelle meines Krankenhauses, dass ein Faktenchecker sich erkundigt hatte, ob ich hier angestellt sei und wissentlich mit auf dem Papier stehe. In seiner Email an das Krankenhaus hieß es dazu zur Begründung: „Über eine zeitnahe Rückmeldung freue ich mich sehr. Sie helfen damit der Verbreitung von falschen Informationen etwas entgegen zu stellen.“ Es stellt sich natürlich die Frage, wie solch ein Faktenchecker, der in diesem Fall übrigens einen Masterabschluss in Theater-, Film- und Medienwissenschaft besaß, darüber urteilen möchte, ob eine wissenschaftliche Arbeit, die von einem Korsortium aus 22 Wissenschaftlern angefertigt wurde, falsche Informationen enthält. Der Leser entscheide selbst ob das realistisch und ein solches Vorgehen erstrebenswert ist. Für mich sind diese Faktenchecks nichts weiter als eine gezielte Manipulation der Meinung der Bürger unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit und erinnern stark an das Ministerium für Wahrheit aus George Orwells’s dystopischem Roman „1984“ – ein deutliches Warnsignal, das wir alle ernst nehmen sollten. Denn Wissenschaft ist in der Lage sich selbst zu korrigieren; es braucht dazu weder Faktenchecker noch Politik.

Referenzen

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[2]        Laplane L, Mantovani P, Adolphs R, Chang H, Mantovani A, McFall-Ngai M, et al. Why science needs philosophy. Proc Natl Acad Sci U S A 2019;116:3948–52. doi:10.1073/pnas.1900357116.

[3]        Walach H. Inner Experience – Direct Access to Reality: A Complementarist Ontology and Dual Aspect Monism Support a Broader Epistemology. Front Psychol 2020;11:640. doi:10.3389/fpsyg.2020.00640.

[4]        Chamberlin TC. The Method of Multiple Working Hypotheses. Science 1965;148:754–9.

[5]        Anderson DR. Model Based Inferences in the Life Sciences. New York: Springer Science+Business Media, LLC; 2008.

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[7]        Jones MI, Jenkins JS. No evidence of the planet orbiting the extremely metal-poor extragalactic star HIP 13044. Astron Astrophys 2014;562:A129. doi:10.1051/0004-6361/201322132.

[8]        Klement RJ. Die Mega- Denunziation. Rubikon 2020. https://www.rubikon.news/artikel/die-mega-denunziation.

[9]        WDR Online. Die Akte Bhakdi: So tricksen Corona-Verharmloser 2020. https://www1.wdr.de/mediathek/audio/quarks-science-cops/audio-die-akte-bhakdi-so-tricksen-corona-verharmloser-100.html (accessed December 10, 2020).

[10]      Klement RJ. Systems Thinking About SARS-CoV-2. Front Public Heal 2020;8:585229. doi:10.3389/fpubh.2020.585229.

[11]      Klement RJ, Bandyopadhayay PS. The Epistemology of a Positive SARS-CoV-2 Test. Acta Biotheor 2020. doi:10.1007/s10441-020-09393-w.

[12]      Hoffrage U, Krauss S, Martignon L, Gigerenzer G. Natural frequencies improve Bayesian reasoning in simple and complex inference tasks. Front Psychol 2015;6:1473. doi:10.3389/fpsyg.2015.01473.

[13]      Borger P, Malhotra RK, Yeadon M, Clare C, McKernan K, Steger K, et al. External peer review of the RTPCR test to detect SARS-CoV-2 reveals 10 major scientific flaws at the molecular and methodological level: consequences for false positive results. Zenodo 2020;[Preprint]. doi:10.5281/zenodo.4298004.

[14]      Corman VM, Landt O, Kaiser M, Molenkamp R, Meijer A, Chu DK, et al. Detection of 2019 novel coronavirus (2019-nCoV) by real-time RT-PCR. Eurosurveillance 2020;25:1–8. doi:10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.

[15]      International Consortium of Scientists in Life Sciences. Corman-Drosten Review Report 2020. https://cormandrostenreview.com/ (accessed December 12, 2020).

[16]      Neuhof A. Corona-Politik: Grundlegende PCR-Test-Studie auf Treibsand gebaut? 2020. https://www.achgut.com/artikel/corona_politik_grundlegende_pcr_test_studie_auf_treibsand_gebaut (accessed December 12, 2020).

[17]      Zentrum der Gesundheit. Corona: PCR-Test alles andere als zuverlässig 2020. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/medizin-forschung/pcr-test-unzuverlaessig (accessed December 12, 2020).

[18]      Bissiges Mäuschen. Wie man die „Drosten-PCR“ zu SARS-CoV-2 ganz einfach nicht widerlegt 2020. https://publikum.net/wie-man-die-drosten-pcr-zu-sars-cov-2-ganz-einfach-nicht-widerlegt/ (accessed December 12, 2020).

[19]      Welt. „Härte kann man nicht immer einfach mit Wirksamkeit gleichsetzen“ 2020. https://www.welt.de/wissenschaft/plus222065670/Virologe-Schmidt-Chanasit-Was-ist-dran-an-den-Corona-Geruechten.html (accessed December 12, 2020).

[20]      Eurosurveillance editorial team. Editorial Note. Eurosurveillance 2020;25:pii=2012031. doi:10.2807/1560-7917.

[21]      Bundgaard H, Bundgaard JS, Raaschou-Pedersen DET, von Buchwald C, Todsen T, Norsk JB, et al. Effectiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers. Ann Intern Med 2020. doi:10.7326/M20-6817.

[22]      Cao S, Gan Y, Wang C, Bachmann M, Wei S, Gong J, et al. Post-lockdown SARS-CoV-2 nucleic acid screening in nearly ten million residents of Wuhan, China. Nat Commun 2020;11:5917. doi:10.1038/s41467-020-19802-w.

[23]      Wieland T. A phenomenological approach to assessing the effectiveness of COVID-19 related nonpharmaceutical interventions in Germany. Saf Sci 2020;131:104924. doi:10.1016/j.ssci.2020.104924.

[24]      Atkeson AG, Kopecky K, Zha T. Four Stylized Facts about COVID-19. Cambridge, MA: 2020.

[25]      De Larochelambert Q, Marc A, Antero J, Le Bourg E, Toussaint J-F. Covid-19 Mortality: A Matter of Vulnerability Among Nations Facing Limited Margins of Adaptation. Front Public Heal 2020;8:604339. doi:10.3389/fpubh.2020.604339.

[26]      Walach H, Klement RJ. Influenza Vaccination Rates Predict 30 % of the Variance in Covid-19 Related Deaths in Europe – A Modeling Approach [Preprint]. Zenodo 2020. doi:10.5281/zenodo.4067724.

[27]      Ray D, Subramanian S. India’s lockdown: an interim report. Ind Econ Rev 2020. doi:10.1007/s41775-020-00094-2.

[28]      Miles D, Stedman M, Heald A. Living with COVID-19: Balancing Costs against Benefits in the Face of the Virus. Natl Inst Econ Rev 2020;253:R60–76. doi:10.1017/nie.2020.30.

[29]      Welt. Das Leopoldina-Desaster 2020. https://www.welt.de/kultur/plus222264910/Angela-Merkel-und-das-Leopoldina-Desaster.html (accessed December 14, 2020).

COVID-19: Ein düsteres, aber leider aufgeblasenes Modell fernab der Realität

(Dieser Artikel ist in leicht veränderer Form auch auf Rubikon erschienen)

Am 8. Juni 2020 titelte die BBC News “Coronavirus: Lockdowns in Europe saved millions of lives” [1]. Basis dieser Behauptung bildet eine Modellierungsarbeit vom COVID-19 Response Team des Imperial College London mit Hauptautor Seth Flaxman [2]. Das Modell der Gruppe benutzt die täglichen COVID-19 Sterbezahlen von 11 europäischen Ländern bis zum 4. Mai 2020, um daraus mit Hilfe bestimmter Modellannahmen auf die tägliche Zahl der Neuinfektionen rückzuschließen. Verschiedene Regierungsinterventionen der einzelnen Länder wie die Einführung des Abstandsgebots, Absage öffentlicher Veranstaltungen, Schulschließungen und Lockdown wurden im Modell so berücksichtigt, dass jede Maßnahme die Reproduktionszahl R um einen gewissen Faktor reduziert, der anhand der Daten abgeschätzt wird. Das bedeutet, mehrere Maßnahmen reduzieren R multiplikativ. Die Reproduktionszahl wiederum bestimmt maßgeblich die Zahl der täglichen Neuansteckungen, welche zusammen mit der sogenannten “Infection fatality ratio“ und einer angenommenen Zeitdauer von einer Infektion bis zum Tod die Zahl der täglichen COVID-19 Tode bestimmt. Letztere sind ja als Daten gegeben und erlauben so im Rahmen einer Bayes-Analyse eine Abschätzung der unbekannten Effekte der Regierungsmaßnahmen. Insbesondere folgt nach dieser Berechnung, dass ohne jegliche Maßnahme bis zum 4. Mai 3.100.000 Tode mehr zu erwarten gewesen wären.   

Allein der gesunde Menschenverstand fragt sich, ob dieses Ergebnis realistisch sein kann. In der Tat basiert die Modellierung der täglichen Todeszahlen meines Erachtens auf drei sehr unrealistischen Annahmen:

1. Die Infection fatality ratios (IFRs), die In Supplementary Table 3 der Studie gegeben sind [2], erscheinen viel zu hoch (0.91-1.26%). Die Werte basieren auf früheren Modellen der gleichen Gruppe [3], die frühe Daten aus China verwendet hat. Streeck et al. zum Beispiel fanden in Heinsberg, einem SARS-CoV-2 Infektions-Hotspot in Deutschland, eine IFR von
0.36% [4].
2. Die tägliche Todesziffer hängt im Modell neben der IFR auch von der kumulativen täglichen Zahl der Neuinfektionen im Zeitraum vor betrachteten Tag X ab (Seite 4 im Supplementary Material [2]). Die Zahl der Infektionen an einem gegebenen Tag wiederum hängt vom R-Wert ab und der Zeit, die zwischen eigener Infektion und Infektion einer anderen Person vergeht (wofür Flaxman et al. im Mittel 6,5 Tage annehmen). Die grundlegende Annahme hierbei ist, dass jede Infektion auch wieder sekundäre Infektionen auslöst, da die Tatsache, dass manche Menschen von vornherein immun sind, nicht berücksichtigt wird. Zwar haben sie einen „Korrekturterm“ für Herdenimmunität eingebaut, aber dieser richtet sich ausschließlich nach der kumulativen Zahl der Infektionen bis zum Tag X und der Größe der Population. Dieser Korrekturterm ist so konzipiert, dass erst dann keine neuen Infektionen mehr auftreten, wenn die kumulative Zahl der Infektionen bis Tag X gleich der Zahl der Individuen in der Population ist, sprich wenn sich jeder mal angesteckt hatte. Das ist absurd, wie neuere Arbeiten zeigen, Denn wenn man annimmt, dass manche Personen nicht empfänglich für SARS-CoV-2 sind, weil ihr Immunsystem mit dem Virus fertig wird, genügen laut einer anderen Modellierungsstudie schon 7-18% Infizierte, um Herdenimmunität zu erreichen [5].

3. Der R-Wert ist so modelliert, dass er ohne Intervention bei seinem Ausgangswert von im Mittel 3,28 bleibt (Seite 6 im Supplementary Material [2]). Das bedeutet, dass ohne Intervention der einzige Effekt, der zu einer Abnahme der täglichen Neuinfektionen führt, die sich langsam aufbauende Herdenimmunität ist, die ich in Punkt 2 beschrieben habe. Die Neuinfektionen enden ohne Intervention somit erst, wenn die gesamte Bevölkerung infiziert war bzw. ist, denn nur dann ist in dem Modell die Herdenimmunität erreicht. Dies würde die enorme Todeszahl bei Weglassen aller Interventionen erklären.

Der Effekt der Interventionen, der ja aus der tatsächlich beobachteten
täglichen Zahl der Todesfälle durch das Modell abgeschätzt wird, ist
somit komplett überblasen, da man 100% Infektionsrate zum Erreichen der
Herdenimmunität angenommen hat und weil der R-Wert ohne Regierungsmaßnehmen nicht abnehmen kann. Die WHO selbst hat offenbar verkündet, dass Ansteckungen durch Personen ohne Symptome äußerst selten sind, was in dem Modell von Flaxman et al. nicht abgebildet wird. Somit entbehrt das Modell trotz einiger intelligenter Annahmen und Verknüpfungen zu unbekannten Variablen jedes Bezugs zur Realität, wie schon damals als die Imperial College Gruppe horrende Prognosen publizierte [6], die teilweise zur Rechtfertigung der Lockdowns benutzt wurden.

Interessant ist übrigens, dass die Autoren in dem Paper sich unter den “Acknowledgements“ bei der Bill and Melinda Gates Foundation für Unterstützung bedanken [2]. Eigentlich würde solch ein Statement unter die Rubrik „Conflicts of Interest“ gehören, ist doch bekannt, dass die Bill and Melinda Gates Foundation durch die Angst vor COVID-19 profitiert, welche u.a. durch solche Modelle geschürt wird. Interessant ist auch, dass der Co-Autor Neil Fergusson, der in einer vorherigen Publikation der Gruppe noch „grants from Gavi, the Vaccine Alliance, Janssen Pharmaceuticals, and the Bill and Melinda Gates Foundation“ angab [3], diese in der Flaxman Arbeit nicht mehr angibt. Solche Zuwendungen fallen aber definitiv in die Kategorie der Interessenkonflikte und hätten somit angegeben werden müssen!

Referenzen

[1]        Gallagher J. Coronavirus: Lockdowns in Europe saved millions of lives 2020. https://www.bbc.com/news/health-52968523 (accessed June 20, 2020).

[2]        Flaxman S, Mishra S, Gandy A, Unwin HJT, Mellan TA, Coupland H, et al. Estimating the effects of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in Europe. Nature 2020. doi:10.1038/s41586-020-2405-7.

[3]        Verity R, Okell LC, Dorigatti I, Winskill P, Whittaker C, Imai N, et al. Estimates of the severity of coronavirus disease 2019: a model-based analysis. Lancet Infect Dis 2020. doi:10.1016/S1473-3099(20)30243-7.

[4]        Streeck H, Schulte B, Kümmerer BM, Richter E, Höller T, Fuhrmann C, et al. Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a super-spreading event. MedRxiv 2020. doi:https://doi.org/10.1101/2020.05.04.20090076.

[5]        Gomes MGM, Aguas R, Corder RM, King JG, Langwig KE, Souto-Maior C, et al. Individual variation in susceptibility or exposure to SARS-CoV-2 lowers the herd immunity threshold. MedRxiv 2020:2020.04.27.20081893. doi:10.1101/2020.04.27.20081893.

[6]        Ferguson NM, Laydon D, Nedjati-Gilani G, Imai N, Ainslie K, Baguelin M, et al. Report 9: Impact of non-pharmaceutical interventions (NPIs) to reduce COVID-19 mortality and healthcare demand. London: 2020. doi:10.25561/77482.

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